Bitcoin-Treasury-Unternehmen: vom Nischenmarkt zum Mainstream
Immer mehr börsennotierte Unternehmen bauen strategische Bitcoin-Reserven auf. Die Gründung von ProCap Financial durch Krypto-Guru Anthony Pompliano markiert eine neue Phase dieses Trends.
Anthony Pompliano, eines der bekanntesten Gesichter der Kryptowelt, hat am Montag die Fusion zwischen seinem Unternehmen ProCap BTC und der Mantelgesellschaft Columbus Circle Capital I angekündigt. Das Ergebnis ist ProCap Financial, ein neues börsennotiertes Unternehmen, das bis zu 1 Milliarde Dollar an Bitcoin in der Bilanz halten will.
Das Unternehmen hat bereits 750 Millionen Dollar eingesammelt: 500 Millionen als Eigenkapital und 250 Millionen über Wandelanleihen. Große institutionelle Akteure wie Citadel, Susquehanna und Jane Street unterstützen die Initiative.
Mehr als ein digitaler Tresor
ProCap Financial unterscheidet sich von traditionellen Bitcoin-Treasury-Unternehmen durch seinen aktiven Ansatz. Während viele Unternehmen Bitcoin hauptsächlich als Reserveaktivum halten, will ProCap die Kryptowährung für Kreditvergabe, Derivatehandel und andere Finanzdienstleistungen einsetzen. Es ist einen Schritt weiter als das passive Verwahrungsmodell, das bisher üblich war.
„Wir sehen Bitcoin nicht nur als digitales Gold, sondern als Betriebskapital, das Rendite generieren kann“, so das Unternehmen in einer Erläuterung.
Welle neuer Akteure
ProCap ist nicht der einzige Newcomer in diesem Jahr. Verschiedene andere börsennotierte Unternehmen haben ähnliche Pläne angekündigt:
Der Chiphersteller Sequans, spezialisiert auf 5G-Technologie, will 384 Millionen Dollar für ein eigenes Bitcoin-Treasury in Zusammenarbeit mit Swan Bitcoin einsammeln. Die asiatische Fintech-Plattform DigiAsia Corp startet ein 100-Millionen-Dollar-Programm, beginnend mit einer Finanzierung von 3 Millionen Dollar für die ersten Bitcoin-Käufe. Und Nakamoto Holdings, gegründet von Krypto-Verfechter David Bailey, sammelte kürzlich 51,5 Millionen Dollar für die Erweiterung seiner Bitcoin-Reserven.
Institutioneller Wandel
Die Zahlen zeigen eine bemerkenswerte Verschiebung. Laut Daten der Financial Times und S&P Global besitzen 61 börsennotierte Nicht-Krypto-Unternehmen zusammen etwa 3,2 Prozent aller jemals ausgegebenen Bitcoin. Die Kryptobörse Binance meldet, dass die Gesamtzahl der öffentlichen Unternehmen mit Bitcoin-Reserven von 124 auf mindestens 240 gestiegen ist – gut für fast 4 Prozent des Gesamtangebots.
Bekannte Namen wie MicroStrategy (jetzt Strategy genannt), Block, Tesla, Metaplanet, GameStop und Trump Media & Technology Group gehören zu den Vorreitern. GameStop kündigte an, bis zu 1,3 Milliarden Dollar an Schulden für Bitcoin-Käufe auszugeben. Trump Media sammelte mehr als 2,3 Milliarden Dollar, einschließlich 1 Milliarde an Wandelanleihen, um Bitcoin-Reserven zu finanzieren.
Das auffälligste Beispiel bleibt Strategy, das ehemalige MicroStrategy. Das Unternehmen besitzt inzwischen etwa 592.100 Bitcoin im Wert von Milliarden Dollar, finanziert mit einer Schuldenlast von 11,6 Milliarden Dollar. 21 Capital ist ebenfalls ein wichtiger neuer Akteur. Wir werden später den Unterschied zwischen 21 Capital und ProCap Financial.
Politische Unterstützung
Der Trend erhält zusätzlichen Schwung durch die politischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten. Präsident Trump hat ein Präsidialdekret für eine amerikanische Strategic Bitcoin Reserve erlassen, was das institutionelle Klima weiter für Krypto-Investitionen öffnet. Auch Vorschläge großer Vermögensverwalter wie BlackRock tragen zur wachsenden Akzeptanz bei.
Unternehmen sehen Bitcoin zunehmend als Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung. Die historisch starken Kursentwicklungen machen es als Diversifikationsinstrument attraktiv, während die begrenzte Verfügbarkeit von 21 Millionen Bitcoin den Knappheitswert unterstreicht.
Twenty One Capital vs. ProCap Financial
Twenty One Capital vs. ProCap Financial: Zwei unterschiedliche Ansätze für Bitcoin-Treasury-Strategien. Twenty One Capital unter der Führung von Strike-CEO Jack Mallers stellt sich als direkter Herausforderer von Michael Saylors Strategy (ehemals MicroStrategy) auf. Das Unternehmen startet mit beeindruckenden 42.000 Bitcoin im Wert von 3,6 Milliarden Dollar und wird mehrheitlich von Tether, dem weltgrößten Stablecoin-Emittenten, und Bitfinex kontrolliert, während SoftBank Group eine bedeutende Minderheitsbeteiligung hält. Die Finanzierungskraft ist außergewöhnlich: Zusätzlich zu den Bitcoin-Beiträgen der Partner wurden 585 Millionen Dollar durch Wandelanleihen und Eigenkapitalfinanzierung aufgebracht.
Im Gegensatz dazu verfolgt Anthony Pomplianos ProCap Financial einen aktiveren operativen Ansatz. Das Unternehmen plant, bis zu 1 Milliarde Dollar an Bitcoin zu halten, hat jedoch bereits 750 Millionen Dollar aufgebracht (500 Millionen Eigenkapital, 250 Millionen Wandelanleihen). Während Twenty One Capital sich als „überlegenes Vehikel für kapitaleffizientes Bitcoin-Exposure“ positioniert und sich in einer Investorenpräsentation bei der US-Börsenaufsicht SEC direkt mit Strategy vergleicht, konzentriert sich ProCap darauf, Bitcoin aktiv für Kreditvergabe, Derivatehandel und andere Finanzdienstleistungen einzusetzen.
Der strategische Unterschied ist bemerkenswert: Twenty One Capital setzt auf Bitcoin-native Finanzprodukte und Medieninhalte und plant die Entwicklung einer Unternehmensarchitektur zur Unterstützung von mit und auf Bitcoin aufgebauten Finanzprodukten, einschließlich nativer Kreditmodelle und Kapitalmarktinstrumente. ProCap hingegen betrachtet Bitcoin weniger als passive Reserve, sondern mehr als Arbeitskapital zur Rendite-Generierung. Beide Unternehmen repräsentieren die Weiterentwicklung von Bitcoin-Treasury-Strategien, wobei Twenty One Capital den ambitionierteren Versuch darstellt, Strategy direkt herauszufordern, während ProCap Financial den Fokus auf operative Exzellenz im Bitcoin-Management legt.